Bonjour Vincent!

Wir genießen ein spätes und ausgedehntes Frühstück Deluxe. Espresso, Brot, Marmelade (noch aus dem Iran), Käse, Joghurt, Orangensaft.

Gestern Nacht war es frisch, aber jetzt um 10 Uhr scheint die Sonne bereits ziemlich stark, da wir uns auf ca. 2.000m befinden. Ich ziehe meinen Bikini an und mache den Abwasch im Fluss (mit der super biologischen absolut schadstofffreien Travelseife). Ich bin ruckzuck fertig, da das Wasser unglaublich kalt ist – geschätzt keine 5 Grad und meine Hände und Füße sofort rot werden. Apropos. Zeit für ein bisschen Pflege. Ich setze mich in den Campingstuhl für eine ausgiebige Maniküre und Pediküre. Roland duscht sich währenddessen und fängt an, seine Sachen zu packen. Wie so oft drängt er darauf, weiterzufahren während ich nichts dagegen hätte, noch einen Tag länger zu bleiben. Er gewinnt wie immer die Diskussion. Ich dusche mich und packe ebenfalls zusammen.

Da fahren auf einmal die beiden Belgier Michelle und Cecile mit ihren GS in Vollausstattung vorbei. Ich muss jedes mal schmunzeln, wenn ich sie auf ihren Expeditions-Bikes sehe.

Wir winken, sie sehen uns und halten an. Sie waren bei den Hot Springs und fahren jetzt zu den anderen Quellen „Bibi Fatima“. Unser Weg führt ebenfalls dort entlang und so sind wir uns sicher, dass wir uns in Kürze wieder sehen werden. Was auch ein paar Stunden später der Fall ist. An einer Tankstelle treffen wir nicht nur dir beiden sondern auch Vincent aus Frankreich, mit dem wir am Gas Krater in Turkmenistan kurz gesprochen hatten. Nach einer kurzen Unterhaltung fahren Roland und ich weiter.

Unsere Wasservorräte gehen langsam zu Ende und ich halte nach einem Shop Ausschau. In einem Dorf entdecke ich einen Brunnen, wie es viele hier auf dem Pamir Highway gibt. Die Häuser haben keinen Wasseranschluss und die Menschen versorgen sich über diese Brunnen mit Trinkwasser. Also machen wir das auch, wir füllen unsere Bags und Flaschen. Roland verwendet Micropur, ich nicht da ich den Chlorgeschmack nicht mag. Ob das eine gute Idee war…

Die heutige Etappe verläuft hauptsächlich auf Asphalt, wir durchfahren mehrere Ortschaften und immer wieder „greifen“ uns Hunde aus dem Hinterhalt an. Ich erschrecke zu Tode, wenn sie bellend auf mich zulaufen und beschleunige so schnell es die Straße zulässt, um ihnen davon zu fahren. Roland meint, die wollen nur spielen und ich sei der Ball. Nettes Kompliment.

Wir haben inzwischen eine Taktik entwickelt, um sie zu verwirren. Da sie immer den letzten Fahrer „angreifen“ (den letzten beissen eben die Hunde…) fährt der Hintere von uns überraschend neben den ersten und aus dem Sichtfeld des Hundes. Dann bleiben sie meist aprubt und perplex stehen.

Am Spätnachmittag sehe ich Vincent im Rückspiegel und als wir alle drei anhalten um einzukaufen, beschließen wir zusammen weiterzufahren und einen Platz zum Zelten zu suchen. Wir fahren noch ein paar Kilometer auf Schotter und dann durch ein paar Sandbänke. Hier liegt Vincent das erste Mal. Roland hilft ihm, seine schwere 1150 GS Adventure aufzuheben.

Es ist dunkel, als wir auf einer großen Wiese unsere Zelte aufbauen. Im Scheinwerferlicht sehe ich jede Menge Tiermist, aber ich bin zu kaputt, um zu protestieren. Ich schieße den gröbsten Dreck mit dem Stiefel auf die Seite, bevor wir unsere Plane für das Zelt ausbreiten.

Ausnahmsweise gibt es heute bei uns Chinesische Packerlsuppe. Vincent isst Pasta. Sehr sympathisch. Er spricht sehr gut deutsch, erzählt von Afghanistan und zeigt uns Bilder aus einer ganz anderen Welt. Die Menschen keine 100m Luftlinie entfernt sehen total anders aus als Tadjiken, viel dunkler, mit pechschwarzen Haaren. Und sie tragen eine Art Turban. Es gibt kein Fernsehen und Internet – zumindest im Grenzgebiet wo er unterwegs war. Und auch Frankreich kannten die Menschen nicht, die er getroffen hatte. Die Straßen waren noch schlechter als hier, er hat sein Bike des öfteren hingelegt. Kein Wunder! Die Adventure ist für seine 1,70m eigentlich zu hoch. Das glaubt er manchmal auch, sagt er. Aber er liebt sie halt so.

Vincent ist 57 und hat drei erwachsene Söhne. Er ist in den letzten Jahren viel mit der GS gereist, war in Marokko und Algerien, Türkei und Iran. Am 1. Juli ist er zu seiner jetzigen Reise aufgebrochen und Ende August muss er wieder daheim sein. Er macht die gleiche Route wie wir in nur 2 Monaten.

Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Die folgenden 11 Tage werden wir gemeinsam reisen.

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