Du wundervolles Yazd

Wir treffen endlich zwei Deutsche! Carlo und Felix aus Berlin sind ebenfalls im Silk Road Hotel abgestiegen. Sie machen quasi den gleichen Roadtrip wie wir, allerdings als Backpacker und haben super viel Tipps für uns, was wir uns im Iran aber auch Georgien und Armenien ansehen sollen bzw. welche Pässe und Straßen sich lohnen. Sie sind seit sieben Wochen unterwegs, viel mit Bus, Zug oder sie trampen und haben lediglich 8kg Gepäck dabei. Beeindruckend wie sehr man sich reduzieren kann, wenn man alles selber tragen muss und denke dabei an meine vollgepackte Zicki.

Wir lassen die Bikes heute stehen und erkunden Yazd zu Fuß. Im Iran beginnt die Arbeitswoche am Samstag und geht bis Donnerstag. Und da heute Freitag ist, also im Iran Sonntag, ist die Stadt so gut wie ausgestorben. Die engen Straßen und Gässchen sind menschenleer, es sind keine Kinder auf den Spielplätzen und wir hören auch kein Mopedgeräusch. Erst als wir auf die Hauptstraße kommen, ist etwas Leben in der Stadt.

Unsere erste Station ist der zarathustrische Feuertempel, der meiner Meinung nach nichts mit einem „Tempel“ zu tun hat. Es handelt sich um eine Villa, wie sie auch in Grünwald stehen könnte. Über dem Eingang ist das Symbol der Zarathustrier, ein Mann mit Flügeln und Ring in der Mitte. Jedes Element hat eine Bedeutung, mehr dazu in der Fotogalerie. In dem Feuertempel, der 1934 gebaut wurde, brennt angeblich ein Feuer, das bereits 500 n. Chr. gebrannt hat und im 12. Jahrhundert über Arkadan nach Yazd kam. In dem dazugehörigen kleinen Museum wird man über den Glauben der Zarathustrier informiert. In Yazd leben über 3.500 Anhänger dieses Glaubens, noch mehr Zarathustrier gibt es in Teheran.

Wir schlendern weiter durch die Stadt, machen eine kurze Pause am Amir-Chaqmaq-Platz und sehen uns danach mehrere Moscheen an wobei mir die Imamzadeh Jafar Mosche besonders gefällt. Jeder Raum, jeder Gang ist innen komplett mit Spiegeln und buntem Fliesendekor verkleidet. Ich komme aus dem Staunen nicht raus. Als ich den Bereich für die Frauen betrete, da ich mir den herrlichen Kronleuchter näher ansehen möchte, kommt ein ältere Dame auf mich zu zeigt mir, wie man an der Grabstätte des Abu Jafar richtig betet. Sie streift mit ihren Hände über die goldenen Gitterstäbe und dann über ihr Gesicht. Ich tue es ihr gleich, zwei-, dreimal, aber als sie dann die Gitterstäbe küsst wird es mir zu viel und ich ziehe mich zurück.

Als nächstes laufen wir 30 Minuten zum Dolatabad-Garten, den wir dann aber gar nicht besichtigen, weil uns 200.000 Rial/Person (also etwas über 2€) für einen Garten zu teuer sind. Den gleichen Eintrittspreis haben wir in Persepolis bezahlt. Während Roland die nächste Sehenswürdigkeit raussucht, mache ich ein kurzes Nickerchen an die Häuserwand gelehnt. Nichts Außergewöhnliches hier. Die Iraner schlafen überall – in öffentlichen Gärten, im Kreisverkehr, in den Hotel-Restaurants und in den Moscheen sowieso.

Als nächstes gehen wir zum Art House, von dessen Terrasse man einen großartigen Blick über die Stadt hat. Die braunen Lehmhäuser, die oft nicht mehr als zwei oder drei Stockwerke hoch sind, werden überragt von den vielen Windtürme für die Yazd berühmt ist. Durch geschickte Bauweise wird der Wind in das Innere der Häuser geleitet und kühlt so die Räume.

Ein totaler Reinfall ist die „Kampfshow“ sowie das Alexander Gefängnis. Deswegen gehe ich gar nicht näher darauf ein.

Zurück im Hotel treffen wir wieder Carlo und Felix und Roland sieht sich zusammen mit ihnen die Viertelfinalspiele an. Mich holt währenddessen quasi die Agentur-Arbeit ein. Ich werde von einem Iraner gebeten, für ihn einen Flugzettel von Englisch auf Deutsch zu übersetzen. Er bietet eine Tagestour für Touristen an und meint, ich darf seinen englischen Text gern verbessern, wenn es dann eine bessere Werbung für ihn ist. Aber bitte nicht zu viel Text, die Touristen wollen nicht so viel lesen, nur das Wichtigste in maximal drei Sätzen. Alles klar. Ich setze mich hin, recherchiere, stimme mich mit ihm ab, tippe in meinen Laptop und berate ihn dann auch noch bei der Preiskalkulation. Wer ko, der ko!

4 thoughts on “Du wundervolles Yazd

  • 8. Juli 2018, 11:27

    Ich finde es sehr toll, daß Du so fleissig von Euren Abenteuern berichtest. Freue mich über jeden neuen Beitrag!

    • pamela
      12. Juli 2018, 5:59

      Das freut mich! Aktuell fehlen Zeit und eine stabile Internetverbindung. Ich hoffe wir habe heute Abend im Hotel eine bessere Verbindung.

  • 9. Juli 2018, 8:25

    ‚Kampfshow‘ … erst gaggern und dann nicht legen … ‚Alexander‘ Gefängins? Ich würde sagen hier lenkt der erste Kommentar von Alexander extra ab …
    Nein … Spaß beiseite … würde am liebsten sofort packen und euch hinterherfahren!

    • pamela
      12. Juli 2018, 6:02

      Cool! Wir treffen uns morgen an der Grenze zu Turkmenistan, ok? 😋

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