Zuhause bei Arzu, Cem und Ege.

Kurz nach dem Aufstehen lernen wir unsere Nachbarn kennen: Arzu, ihren Mann Cem und deren 13-jährigen Sohn Ege. Arzu spricht perfekt Deutsch, da sie für die Vertretung von Kraus Maffai in Samsun arbeitet. Sofort kommt das Gespräch auf die Party der letzten Nacht. Sie hat es auch so sehr gestört, dass Cem sich beschwert und gedroht hat, die Polizei zu holen. Das hat gewirkt.

Wir unterhalten uns noch eine Weile und sie geben uns den Tipp, das Naturreservat bei Bafra anzusehen. Man kann mit dem Motorrad einmal hindurchfahren, wilde Pferde, Büffel und vor allem viele verschiedene Vogelarten beobachten. Und da sie ebenfalls heute abreisen und Samsun direkt nach Bafra auf unserem Weg liegt, sollen wir uns melden, sobald wir dort angekommen sind.

In Bafra haben wir zunächst Schwierigkeiten, das Reservat zu finden. Es sind zwar große Plakate von Vögeln inkl. deren Namen an den Straßenlaternen aufgehängt, aber kein Wegweiser zu finden. Wir fragen an einer Tankstelle nach. Und bekommen nicht nur eine Beschreibung auf Englisch, der junge Mann zeichnet sogar eine Landkarte für uns. Das Reservat ist beeindruckend, eine saftig-grüne, große Sumpf- und Steppenlandschaft und es dauert nicht lange, bis die ersten Büffel vor uns auf der Straße stehen. Wir sehen außerdem Schafe, Wildpferde, Graureiher, Störche und diverse andere Vögel, deren Namen ich nicht kenne.

Um 18 Uhr lokale Zeit spielt Deutschland, also machen wir uns rechtzeitig auf den Weg ins Hotel, das uns ebenfalls Cem empfohlen hat. Um 17:58 sitzt Roland in der Hotel-Lobby vor dem Fernseher. Als das erste Tor für Mexiko fällt, stellt ihm ein Kellner einen Cay hin. Das ist lieb gemeint, hilft aber nicht. Deutschland verliert.

Wir melden uns wie abgemacht bei Arzu und fahren zu ihnen nach Hause. Wir erleben eine Gastfreundschaft, die kaum zu beschreiben ist. Es gibt türkischen Kaffee, Wein und Käse. Und eine der besten Eiscremes, die ich jemals gegessen habe. Dunkle Schokolade und eine Art Karamell. Ege erklärt, dass zur Herstellung Büffelmilch verwendet wird.  Wie sitzen also bei Menschen im Wohnzimmer, die wir erst am selben Morgen kennen gelernt haben und werden verköstigt. Wir führen bis 1 Uhr nachts Gespräche über Politik, Religion, Wissenschaft, Schulbildung, die deutsche und die türkische Kultur, tauschen Meinungen und Zukunftstheorien aus, es wird fast philosophisch. Roland und ich sind stark beeindruckt von dem Abend. Ernsthaft berührt und dankbar für dieses schöne Erlebnis fahren wir zurück ins Hotel.

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