Drei Nächte in Osh

Das Unwetter von gestern ist vorüber, heute Morgen scheint wieder die Sonne. Roland und Vincent kümmern sich direkt nach dem Frühstück um die Bikes. Ich hatte mit Roland abgemacht, dass er sich auch um Zicki kümmert und ich einen kleinen Office Tag einlegen darf. Und Wäsche waschen. Im Guesthouse gibt es eine Maschine, die wir nutzen dürfen. Ich wasche alles. 5 Ladungen inkl. unserer Motorrad-Kleidung.

Die Jungs kärchern die Bikes zuerst ordentlich ab, Vincent zerlegt seine GS fast komplett und Roland bringt meine Felge zur Reparatur, die wie sich herausstellt, nicht nur eine Delle sondern auch einen Riss hat, der geschweisst werden musste. Danach geht Roland mit Stas auf Teilesuche. Eine Schraube vom Gepäckträger der nineT ist abgerissen und das Metall-Gehäuse vom Scheinwerfer ist durch vibriert. Letzters kann erstmal nur geklebt werden.

Den ganzen Tag schrauben beide im Innenhof an den Bikes und führen Fachgespräche. Sie haben ihr Werkzeug auf dem Boden ausgebreitet und Vincent hat die Bose Box voll aufgedreht. Es läuft eine bunte Mischung von Tom Petty bis Five Finger Death Punch. Irgendwanm gibts auch das erste Bier. Zwei Ingenieure im Schrauber-Himmel.

Nachmittags checken zwei weitere Deutsche ein. Ein junges Pärchen, Sascha und Annabelle, die mit dem Fahrrad bis nach Australien reisen. Sie haben in Tadjikistan einen kleinen, kranken Welpen aufgesammelt und bei einem Tierarzt versorgen lassen. Und jetzt überlegen sie, ob sie die kleine Jeanny mit auf Tour nehmen oder ob sie eine Familie für sie finden sollen.

Den nächsten Tag nutzen wir für eine kleine Sightseeing Tour durch Osh. Roland möchte unbedingt auf den Basar. Wir laufen durch die Stadt am Fluss entlang und stehen auf einmal in einem Vergnügungspark, der gefühlt aus der Sowjet-Zeit stammt. Als wäre die Zeit still gestanden. Kinder fahren in alten, verrosteten Karussells und essen pinke Zuckerwatte, auf den Schiessbuden ist der junge Rambo zu sehen und dann steht da auf einmal ein echtes, altes Flugzeug von Aeroflot. Mitten im Gebüsch. Ich bin irritiert und begeistert zugleich. Wir geben uns gleich die volle Dröhnung und essen im Park zu Mittag. Lagman, Schaschlick und Salat. Es schmeckt sensationell und da die Preise anscheindend auch aus Sowjet-Zeiten sind, kostet alles zusammen keine 5€.

Auf dem Basar kaufen wir eine Bürste zur Reinigung meiner Kette und noch ein bisschen anderes Krimskrams, danach gehen wir auf den Soleiman Berg. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick über die Stadt.

Der Teilemarkt, bei dem Roland gestern eingekauft hat, ist leider geschlossen. Wir gehen auf dem Rückweg zum Guesthouse trotzdem kurz durch die Container-Stadt. Hier gibts alles, meint Roland. Von der Schraube bis zum Autositz. Jeder Container hat sein Spezialgebiet. Wie ein riesengroßer gut sortierter Schrottplatz.

Den letzten Abend verbringen wir bei Stas mit ein paar Bier und besprechen die Route, die wir morgen fahren wollen. Unsere drei Bikes sind repariert, gewartet und bereit für viele abenteuerliche Kilometer in Kirgisistan.