Der Yssykköl lässt uns nicht los

Vor der Abreise pflücke ich ein paar Aprikosen vom Baum im Hotelgarten als Proviant für den Tag. Unser Urlaub ist zu Ende, jetzt wird wieder gereist.

Wir nehmen wieder die südliche Straße am See entlang und biegen bei Barskoon ab in die Berge. Die Offroad Straße 364 führt zu einer Goldmine, die seit Jahrzehnten an Kanada verpachtet ist. Die Straße wird gut gepflegt und mehrmals am Tag gewässert, d.h. es gibt keinen Staub und man kann locker 100 km/h fahren.

Die Straße führt durch ein Tal, das auch in der Schweiz liegen könnte. Hohe Nadelbäume, grüne Wiesen und Hänge, ein glasklarer Bach verläuft neben dem Track. Immer wieder sehen wir kleine Herden Pferde und Kühe. Wir passieren eine Schranke und fahren nun eine Serpentine den Berg hoch. 20 Minuten später sind wir auf knapp 4.000 m. Rechts und links von uns Schnee auf den Gipfeln. Das ging mal wieder ratzfatz. Das Wetter ist allerdings nicht mehr so schön wie am See, es ist kalt und es nieselt. Roland macht daher den Vorschlag, umzudrehen, wieder zum See zu fahren und dort irgendwo zu campen. Einverstanden.

Zurück am See kaufen wir Vorräte ein und suchen uns einen schönen Platz am Strand. Wir entdecken eine wunderschöne Stelle mit Sandstrand ein Stück abseits der Straße, kleinere Bäume bieten etwas Schutz. Leider liegt auch hier überall Müll. Es ist eine Schande, wie manche Menschen die Natur zerstören. Während ich unsere Pasta zubereite, entfernt Roland Plastikflaschen aus dem Wasser und vom Strand.

Gerade als wir fertig sind mit Essen beginnt es auch hier zu regnen. Wir hatten die dunklen Wolken über dem See bereits für längere Zeit beobachtet und zuerst sah es so aus, als ob sie vorbeiziehen. Leider nicht. Wir trinken unser Bier aus, überprüfen, dass unsere Bags am Bike ordentlich verschlossen sind und gehen ins Zelt.

Aus dem Regen wir ein ordentliches Gewitter. Es blitzt und donnert heftig und der starke Wind rüttelt am Zelt. Hoffentlich ist es dicht, es schüttet aus Eimern. Wir liegen im Schlafsack und beobachten, wie der Blitz immer wieder kurz das Zelt erhellt. Ich zähle „1“ und es donnert. Das Gewitter ist quasi über uns. Ich muss zugeben, so ganz wohl ist mir nicht. Roland nimmt meine Hand und versucht mich zu beruhigen und meint, wie unwahrscheinlich es ist, dass ausgerechnet wir hier vom Blitz getroffen werden. Und es ist doch viel besser bei Gewitter am See zu zelten als in den Bergen. Ein schwacher Trost aber irgendwann siegt die Müdigkeit über die Angst und ich schlafe ein.