Einreise Türkei und die Berge Ostanatoliens

Es regnet in Strömen als wir unsere Bikes herrichten und aufpacken. Mein Schutzblech ist ausgerissen und wird mit Draht befestigt, die Kette wird vom Dreck der georgischen Berge befreit und geschmiert und ich möchte die Birne vom Abblendlicht tauchschen, die mal wieder durchgebrannt ist. Dabei sehe ich, dass der ganze Stecker hinüber ist. Alles komplett verkokelt. Roland richtet es fachmännisch mit seinem Multitool und Klebeband und meint, ich soll es halt beobachten und den Schlüssel schnell abziehen, falls es aus dem Cockpit raucht. Alles klar.

Die Grenze ist knapp 20 km entfernt. Bei der Ausreise will die Dame unsere georgische Versicherung sehen. Verdammt. Haben wir nicht abgeschlossen. Ehrlich gesagt, haben wir es in den letzten Tagen total vergessen, uns darum zu kümmern. Also müssen wir statt 20 Lari 100 Lari Strafe zahlen meint sie. Wir bekommen einen Zettel mit unserem Namen und Kennzeichen aber der Rest ist auf Georgisch. Wir wissen nicht so recht wohin damit, wo sollen wir zahlen? Also fahren wir einfach zur türkischen Grenze und hoffen, dass sich das irgendwie von selbst regelt.

Wir müssen bei der Einreise ein bisschen warten, ansonsten geht die Abfertigung ziemlich schnell. Wir sind zum zweiten Mal auf dieser Reise in der Türkei. Ursprünglich wollte wir nochmal die Schwarzmeerküste entlang fahren, weil uns die Strecke beim Hinweg zu gut gefallen hat. Allerdings ist die Wettervorhersage für die Küste in den nächsten Tage eine Katastrophe, so dass wir kurz nach der Grenze ins Landesinnere abbiegen. Die D010 und später D950 führen uns auf bestem Asphalt durch eine fantastische Berglandschaft, vorbei an tiefblauen Stauseen. „Berge und See“ bilden für mich schon immer das schönste Panorama. Glücklicherweise hat es auch aufgehört zu regnen, es ist zwar recht kühl aber mein Kamelnierengurt wärmt hervorragend.

In Erzurum, der größten Stadt Ostanatoliens mit über 700.000 Einwohnern, suchen wir uns eine Unterkunft. Ein älterer Mann treibt seine Herde Ziegen an uns vorbei durch die Straße. Mitten über den Gehweg. Die Ladenbesitzer kennen das Spektakel, jeder hat einen langen Stock, mit dem er die Ziegen vom Ladeneingang fernhält. Ich stelle mir die gleiche Szene in München vor. Undenkbar. Was würden sich die Münchner aufregen, es würde Anzeigen hageln für den Mann. Aber hier ist das ganz normal.

Wir finden ein kleines, familiengeführtes Hotel am Eck. Keiner hier spricht Englisch, der Sohn versteht „Doubleroom“ und schreibt den Preis auf einen Zettel. 120 Lira, also 16€, inklusive Frühstück – und WiFi haben sie auch. Wir lieben Ostanatolien nicht nur wegen der Berge und schönen Straßen, es ist so wunderbar ursprünglich.

Keiner spricht Englisch, die Hotels sind klein und einfach, die Menschen wunderbar herzlich und hilfsbereit und das Essen super lecker. Das Hotelrestaurant würde bei uns höchstens als bessere Dönerbude durchgehen. Typisch für die Türkei, sind alle Speisen bereits fertig gekocht und wie in einer Kantine hinter Glas aufgereiht. Der Koch empfiehlt uns die Suppe, ich esse außerdem noch eine Art Eintopf und Roland Fleischspieß. Unermüdlich füllen sie Cay nach, sobald wir unser Glas ausgetrunken haben. Da wir beide relativ müde sind, gehen wir nach dem Essen direkt ins Bett und verzichten auf einen Spaziergang durch die Stadt.

One thought on “Einreise Türkei und die Berge Ostanatoliens

  • Rebecca
    24. September 2018, 17:19

    Mega Titel Photo! ❤❤❤

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