Warum Tehran? Wir wollen dort gar nicht hin, auf keinen Fall in die Großstadt. Warum Tehran trotzdem heute unser Ziel ist: Roland hatte Sorgen, dass ihm sein Hinterreifen nicht bis zum Pamir Highway in Tadschikistan hält und so haben wir die letzten Tage versucht, einen Reifen irgendwo zwischen Iran und Tadschikistan aufzutreiben. Was vor allem im Iran schwierig ist, da es hier gar keine großen Motorräder gibt. Maximal 250 ccm sind erlaubt, größere Bikes sind verboten und Frauen dürfen hier übrigens gar nicht Motorrad fahren. Touristinnen schon. Das nur nebenbei. Roland ist es also gelungen, über zwölf Ecken einen Reifen – wenn auch mit Straßenprofil – zu organisieren. Am Ende half uns ein Maserati Händler. Von ihm haben wir eine Adressemitten in Tehran erhalten, wo wir den Reifen abholen können.
Aber noch sind wir Kashan und das wollen wir uns ansehen. Wir stehen früh auf und sind um halb 10 auf dem Basar. Zu früh, denn die Iraner sind wohl Langschläfer. Nicht mal die Hälfte der Geschäfte hat geöffnet. Das Besondere an diesem Basar ist aber ohenhin das Gebäude selbst. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert, hat wunderschön verzierte Timche-Kuppeldächer, Fenster und Türen. Man sieht dem Basar sein Alter deutlich an, nichts ist restauriert, und das macht die Atomsphäre hier umso orientalischer und schöner.
Auf dem Heimweg liegt die Mosche Aqa Bozorg aus dem Jahr 1840. Uns gefällt die klare Architektur, alles sieht so symmetrisch aus und ist wunderbar erhalten, auch der florale, bunte Fliesenschmuck. Wir sind ganz alleine und nehmen uns Zeit, die Mosche und den versenkten Innenhof aus jedem Winkel zu betrachten.
Zurück im Hostel beladen wir unsere Bikes in der engen Gasse und fahren los Richtung Tehran. Keine Stunde später machen wir die erste Pause in der Stadt Qom, ich steuere geradewegs in den überdachten Basar, da ich wie auch schon am Tag zuvor die starke Mittagssonne nicht vertrage und dringend Schatten brauche. Wir stellen unsere Bikes neben einem Gemüsestand unter den nuegierigen Blicken der Händler ab. Schon läuft der erste Iraner zu uns herüber und überreicht mir eine Flasche eiskalte Traubenschorle. Ich würde ihn am liebsten abknutschen. Darf ich aber nicht.
Ich hole Roland und mir ein Sandwich und nach einer kurzen Verschnaufpause fahren wir weiter. Es hat auch heute wieder 45°C und es sind noch über 100km bis Tehran. Aber viel schlimmer als der Weg dorthin ist Tehran selbst. Wir finden uns in diesem Strassenwirrwarr nicht zurecht. Und das Navi auch nicht. Ständig müssen wir umdrehen oder Schleifen drehen. Der Verkehr hier ist der absolute Horror, die Mopeds fahren kreuz und quer in alle Richtungen. Busse, Autos, keiner hält die Spur. Alle hupen, drängeln, keiner achtet auf den anderen. Ich hatte mich recht schnell an die Fahrweise der Iraner gewöhnt, aber Tehran ist anders. Meine Nerven liegen blank. Wir halten an und ich frage verzweifelt einen Passanten, ob er uns helfen kann. Ein Bekannter von ihm auf einem Roller bietet sich an, uns zum Reifenladen zu begleiten. Er fährt voraus und nach weiteren schweißtreibenden 15 Minuten in Tehrans Stadtverkehr erreichen wir den Laden, bzw. die Reifen-Einkaufsmeile. Denn wir befinden uns einer kleinen Straße, in der sich ein Reifen- bzw. Felgen-Geschäft an das nächste reiht. Entsprechend ist das Publikum. Am Ende der Straße parken zwei weiße Porsche Cayenne. Außer mir ist keine Frau zu sehen. Roland und ich parken unsere Motorräder neben einem Felgen-Geschäft. Sofort sind wir umringt von Männern. Auch als Roland losgeht und nach seiner Kontaktperson sucht, bleiben einige neugierige Männer in meiner Nähe stehen, begutachten mich und unsere Motorräder. Es dauert nicht lange bis Roland wieder zurück kommt, hinter ihm ein junger, tätowierter Iraner. Als er Roland den Reifen übergibt, schaut Roland zu mir rüber, fängt an zu grinsen und hebt den Reifen triumphierend in die Höhe. Jetzt muss das Ding nur noch auf Rolands nineT. Die Iraner sehen neugierig dabei zu, wie Roland auf den zwei Gepäckrollen auch noch den Reifen montiert. Funktioniert nicht. So bleibt ihm kein Platz zum Sitzen. Also baut Roland das gesamte Gepäck ab und platziert den Reifen zwischenden beiden Rollen. Auch nicht ideal, aber zumindest hat Roland genug Platz zum Sitzen und es ist alles soweit sicher verzurrt, dass wir losfahren können.
Unsere letzte Station für heute ist unser Hostel. Es liegt sehr zentral aber zum Glück ein einer ruhigen Seitenstraße. Die Zimmer sind modern, aber der Innenhof ist sehr traditionell gestaltet, mit Sitzpodesten und einem kleinen Wasserlauf in der Mitte des Gartens. Es sind viele junge, Backpacker hier, vor allem aus Frankreich und Holland. Die Gemeinschaftsküche ist groß und top eingerichtet und so beschließen wir, nicht mehr rauszugehen sondern hier zu kochen. Während wir Pasta im Garten essen, planen wir die Route für morgen. Es soll so schnell wie möglich raus aus der Stadt gehen in die Berge ins Alamut Tal.