Drei Länder in drei Tagen: Auf nach Usbekistan

Als wir um 7:30 Uhr aufstehen, sind Vincent und die Japaner bereits abgereist. Nur noch unser Zelt steht einsam und verlassen da. Selbst in der Wüste sind wir die Letzten…

Es geht ein starker Wind und wir haben Mühe, das Zelt ordentlich abzubauen. Die Jungs, die hier die geführten Touren beaufsichtigen, haben uns ein kleines Frühstück gemacht, danach fahren wir los. Der Wettergott entschuldigt sich für gestern auf seine Weise: es hat gerademal 38°C

Die Strecke, für die wir gestern über eine Stunde gebraucht haben, fahren wir heute in 15 Minuten. Und ich falle nur 1x im Sand. Da wir gut durchkommen, beschließen wir, keine Nacht mehr in Turkmenistan zu bleiben, sondern heute noch nach Usbekistan einzureisen.

Die letzten 50 km vor der Grenze sind allerdings ein Witz, die Straße wird zur Offroad-Piste und ich kippe mal wieder im Sand um. Der letzte Stop vor der Grenze ist ein kleiner Lebensmittelladen. Wir decken uns mit Keksen und Getränken ein. Die restlichen Manat wollen wir versuchen, später mit einem Reisenden tauschen, der die Route in umgekehrter Richtung fährt.

Ich packe wieder alle Dokumente, Geld und Technik in meinen Rucksack und wir fahren zum Grenzübergang. Die Ausreise aus Turkmenistan dauert eine gute Stunde. Der Arzt misst unsere Temperatur an der Stirn (36,1°C) , wir geben das GPS und alle Unterlagen zurück und unsere Daten werden wieder in einige Bücher eingetragen. Ein junger Soldat begleitet uns dabei die ganze Zeit, er spricht sehr gutes Englisch (verdächtig!) und will immer wieder Fotos sehen, die wir gemacht haben. Er meint, weil sie eine Fotowand basteln mit den „Happy Customers“ und ihren Erinnerungen. Nice try Bürschlein. Das ist hier – soweit ich sehen kann – nicht McDonalds und ich habe kein Happy Meal bestellt. Roland zeigt ihm sein Handy, denn alle Bilder habe ich mit meiner Kamera gemacht. Dann gehen wir zu den Bikes, durchsucht wird nichts mehr. Wir dürfen weiter zur usbekischen Seite fahren und werden sehr herzlich am Zaun zur ersten Passkontrolle begrüsst. Dann wird es etwas skurril, wir müssen unsere Bikes um 180° drehen, also verkehrt herum hinein Stelle , denn unser Nummernschild wird von hinten gefilmt. Zuerst Roland, dann ich. Anschließend folgt wieder die gewohnte Einreiseprozedur. Passkontrolle und Bike Registrierung. Die usbekischen Soldaten sind super nett und lustig. Einer von ihnen spricht wieder sehr gut Englisch (ist aber sonst nicht weiter verdächtig) und übersetzt die Fragen der anderen. Es entsteht eine richtige Unterhaltung, wir reden natürlich über Fussball, welche Strecke wir fahren, ob sie uns einen Ort besonders empfehlen können, was man hier isst usw. Sie wollen wissen, ob wir verheiratet sind (Logo) und Kinder zusammen haben. Als wir verneinen, wir beide haben keine gemeinsamen Kinder, schütteln sie verstört den Kopf. Ich bitte den einen Soldaten, mir „Ich bin Vegetarier“ auf usbekisch aufzuschreiben, was er sehr gerne macht. Nach einer guten Stunde sind wir fertig und gehen zu den Bikes. Zuerst gilt die Neugier eher den Bikes selber, also wie viel Hubraum sie haben etc. Keiner sagt etwas von Kontrolle. Irgendwann soll ich dann doch meine Seitentasche öffnen. Lustigerweise hatte ich genau in diese Tasche meinen Bikini ganz oben reingschmissen. Und den ziehe ich jetzt raus und sage: „Only Clothes. Look, my Bikini.“ Das war’s dann auch schon mit der Kontrolle. Wir dürfen fahren, verabschieden uns und schlagen den Weg Richtung Xiva ein.

Es ist 16 Uhr, 200 km sollten heute noch zu schaffen sein. Denkst du! Die Piste ist ein Albtraum. Ab Nukus ist die Straße von Schlaglöchern durchzogen, teilweise müssen wir auf 20km/h runterbremsen, um die tiefen Löcher zu umfahren. Immer wieder hört der löchrige Asphalt für mehrere Kilometer auf und wir fahren auf Schotter.

Es macht schon lange keinen Spaß mehr. Roland flucht und schimpft und wünscht sich in den Iran zurück. Seine Gabel ist nicht die Beste und schlägt öfter durch. Keine angenehme Sache.

Um 22 Uhr erreichen wir den Stadtrand von Xiva. Wir halten an einem Restaurant, sofort sind wir umringt von mehreren kleinen Kindern. Müssen die um die Zeit nicht schon im Bett sein, denke ich mir. Roland hat jemanden gefunden, der uns ein bisschen Geld tauscht. Jetzt können wir zumindest Getränke kaufen und Tanken, Hotelzimmer werden hier sowieso in Dollar bezahlt. Wie es der Zufall will, ist einer aus der Gruppe Rezeptionist im Malika Xiva Hotel, er hat heute frei, bringt uns aber gern dorthin. Wir fahren ihm also hinterher, das Hotel liegt direkt gegenüber dem Westtor, dem Eingang zu Xivas Altstadt. Roland handelt noch etwas und um kurz vor 23 Uhr checken wir endlich ein und fallen erschöpft ins Bett.