Tag 15: Schlammpackung, die Zweite!

Die letzten drei Fahrtage liegen vor uns. Unglaublich, wie schnell die Zeit verfliegt, wenn jeden Tag Action und Abenteuer geboten sind. Unser Ziel heute ist der 5.321 Meter hohe Nevado del Ruiz, der zweithöchste aktive Vulkan auf der nördlichen Erdhalbkugel. Der letzte große Ausbruch, bei dem über 20.000 Menschen unter einer Schlammlawine begruben wurden und starben, war im Jahr 1985. Seit April 2012 ist der der Nevado del Ruiz wieder aktiv, aber mehr als ausgestoßene Asche bringt er zum Glück bisher nicht hervor.

Sergio möchte heute eine Offroad-Route nehmen, die er selber noch nicht gefahren ist. Weil die nur passierbar ist, wenn es mehrere Tage nicht geregnet hat, da die Fahrbahn ansonsten eine einzige schlammige Rutschbahn ist.

Ibagué liegt auf 1.290 Meter und zuerst fahren wir auf der Hauptstraße 43 bis Venadillo bevor wir in Richtung Westen in die Berge abbiegen. Wir gewinnen schnell an Höhe und die Landschaft wird wieder wunderbar tropisch. Ab 3.000 Höhenmetern ziehen dichte Wolken durch die Berge und über die Straße. Die Stimmung ist mystisch.

An einer Kreuzung legen wir eine kurze Pause ein. Ein Mann auf einem Apfelschimmel kommt vorbei und wir tauschen für einen kurzen Moment unsere Fahrzeuge. Er nimmt auf der 1290 Platz und Erhan und ich dürfen seine Stute „Princessa“ reiten. Sergio fragt ihn, wie der Weg in Richtung Ruiz aussieht. Er meint, es gibt hier und da ein bisschen Matsch, aber das wäre harmlos. Es ist leider alles andere als harmlos. Die nächsten 40 km sind mehr Matsch als fester Untergrund. Für keinen ist es leicht, wir kämpfen alle. Auch Erhan und Sergio. Aber im Gegensatz zum letzten Mal komme ich heute viel besser durch. Erhan gibt mir Anweisungen über das Interkom: Locker am Lenker, langsam und gleichmäßig fahren, in einer geraden Linie, Gewicht leicht nach hinten verlagern. Die meisten Passagen schaffe ich alleine (in Schritttempo), drei- oder viermal fährt Erhan meine 790 durch den Schlamm. Manchmal habe ich dann doch zu große Angst, mein Knie noch mehr zu verletzen, wenn ich mich aus Reflex mit meinem Bein abstützen möchte. Ich solchen Momenten bin ich dankbar, dass ich nicht alleine unterwegs bin. Auch wenn es mir durchaus Spaß macht, alleine mit dem Motorrad zu verreisen, erlebe ich die größeren Abenteuer, wenn ich in Begleitung bin. Wäre ich jetzt heute hier alleine, hätte ich bereits bei der ersten schlammigen Passage umgedreht. Aber so konnte ich die Herausforderung dank der Unterstützung der anderen meistern. Und das macht mich stolz.

Kurz vor 18 Uhr erreichen wir das auf 3.000 m gelegene Dorf Murillo. Bis zu unserem eigentlichen Ziel Termales del Ruiz sind es nochmal gut 50 km, aber wir sind alle zu erledigt, um weiterzufahren. Wir essen in einem Restaurant am Dorfplatz zu Abend. Das Restaurant hat eine beeindruckende Sammlung an Kochtöpfen in jeder Größe. Danach checken wir um die Ecke in dem wunderbaren Arthostel Wandra ein und parken die Bikes tetrismäßig in der Garage. Das Gebäude selbst ist 140 Jahr alt und natürlich gibt es keine Heizung in den 5 Meter hohen Zimmern, die im Shabby Chic eingerichtet sind. Alle Zimmer und auch das Bad gehen wie so oft zum grünen Innenhof, die klapprigen Holztüren halten vielleicht die Katzen draußen, aber nicht die Kälte. Da ich ohnehin total müde bin und es mir zu kalt draußen ist, verzichte ich aufs Duschen und krieche sofort unter die fünf Decken in meinem Bett.

4 thoughts on “Tag 15: Schlammpackung, die Zweite!

  • 2. Januar 2020, 10:54

    Hallo Pamela,
    Wünsch Dir ein gutes Neues Jahr und dass deine Blessuren bald heilen. Vielen Dank für die lebhaften Berichte über Deine Moped-Abenteuer in Columbien, einem meiner Lieblingsländer auf dem Kontinent. Komm wieder gut zurück.
    Servus Paul (alteisenaufreisen.de)

    • Pamela
      2. Januar 2020, 14:56

      Danke Paul, dir auch ein gutes neues Jahr. Ich bin mittlerweile wieder zurück in München. Aber es fehlen noch die letzten 3 Tage in Kolumbien – wie immer bin ich etwas Hinterher mit Schreiben. Kolumbien ist wirklich ein aufregendes Land, mir hat es auch sehr gut gefallen! Liebe Grüße und bis bald.

  • Walter
    12. März 2023, 16:07

    Hi Pamela oder besser Pamikaze, ich war schon von deinem Reisebericht – sorry heißt ja jetzt Blog – schwer beeindruckt. Chapeau!! Jetzt habe ich deine Greece Rally, Kolumbien und Mexiko auch gelesen, wirklich grandios. Man merkt es beim Lesen, es ist nicht dein Hobby sondern dein Leben. Ich wünsche dir viel Glück für deine weiteren Trips. Beim Segeln sagt man Mast- und Schotbruch, bei Motorradln – sorry bikes – kenn ich mich nicht aus.
    Liebe Grüße Walter

    • Pamela
      17. März 2023, 10:32

      Lieben Dank Walter für das schöne Feedback. Ich glaube „Sitzen bleiben“ ist das Mast- und Schotbruch des Motorradfahrens.

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