Ich musste mich bisher nie anstrengen, das nächste Offroad-Abenteuer zu finden. Die Gelegenheiten finden immer mich. Fallen mir quasi vor die Füße. So auch die Reise nach Mexiko.
Kate, eine Freundin aus Frankfurt unterstützt seit einem knappen Jahr das Rally-Service-Team „Nomadas Adventure“. Der Gründer Hernan Samaniego kommt aus Mexiko, lebt aber mittlerweile in der Schweiz. Kennengelernt habe ich ihn und sein Team auf der Dinaric Rally im August und auch dort habe ich das erste Mal von der Mexiko Coast 2 Coast Tour gehört. Und ich wusste sofort, dass ich dabei sein möchte.
Ich war noch nie in Mexico und die Vorstellung den Dezember im Warmen zu verbringen war sehr verlockend. Außerdem basiert die Tour auf einer Rally, d. h. die Geschwindigkeit und das Niveau der Tracks wird entsprechend hoch sein – also wieder eine Herausforderung und sehr gute Trainingsmöglichkeit für mich. Und bei den Mietmotorrädern handelt es sich um KTMs. Bisher beschränkt sich meine Dualsport-Motorrad-Erfahrung auf die Marke Beta. Meine Beta 390. Alles gute Gründe, die dafürsprechen. Also sage ich zu.
Die Tour soll vom 10.12. von Veracruz am Atlantik in 9 Reisetagen (mit einem Tag Pause an Tag 6) quer durchs Land nach Puerto Escondico am Pazifik führen. Insgesamt werden 1.500 km zurückgelegt, ca. 80 % davon offroad. Der höchste Punkt wird in der Sierra Negra mit 3.990 m erreicht. In der Tour enthalten ist das Mietmotorrad (KTM 350 oder 450) inkl. 1 Satz Reifen und Service, Benzin, die Übernachtungen, sowie Snacks und Getränke während der Tour. Wenn man in sehr abgelegenen Haciendas übernachtet, sind Frühstück und Abendessen auch dabei, ansonsten muss man für das Essen selbst bezahlen. Da ich Vegetarierin bin und keine goße Frühstückerin ist der Deal voll ok für mich, da ich beim Essen oft günstig wegkomme. Der Preis wie beschrieben liegt bei 5.500 €, mehr Infos zum Offroad-Abenteuer findet ihr auf der Website von Nomadas.
Ab September suche ich immer wieder nach einer günstigen Flugverbindung. Allerdings bleiben die Preise konstant bei um die 1.200 €. Erst Ende November, nach unserer Spanien-Tour, buchen Kate und ich den Hinflug von Frankfurt direkt nach Cancun und den Rückflug von Mexiko-City direkt nach Frankfurt. Beides mit der Lufthansa. Die Inlandsflüge buchen wir separat bei Viva Aerobus und landen bei insgesamt 1.500 € Weihnachten möchte ich auf jeden Fall daheim mit meiner Familie verbringen, daher kann ich leider nur einen Urlaubstag am Ende der Tour dranhängen. Ich weiß jetzt schon, dass ich das ein wenig bereuen werde.
Wie immer ist am Jahresende die Hölle in der Arbeit los und da ich vom 1.-4.12. auch noch auf der Custombike Show in Bad Salzuflen arbeite, bleiben mir genau drei Tage bzw. drei Abende oder noch besser gesagt drei kurze Nächte fürs Packen. Eigentlich sollte es mittlerweile ein Kinderspiel für mich sein, für eine Motorradreise zu packen und ja – die meisten Dinge landen ohne nachzudenken in meiner Reisetasche:
Meine gesamte Schutzausrüstung, zwei Offroad-Hosen, drei Fahrer-Jerseys, Stiefel, Helm, zwei Paar Handschuhe, zwei Brillen, Dreieckstuch, Regenkombi, Trinkrucksack. Im Informationsblatt stand, dass es in den hoch gelegenen Haciendas kalt werden kann. Daher soll ich einen Schlafsack einpacken. Gefühlt ist die Tasche jetzt schon ziemlich voll.
Bei der Freizeitklamotte dauert es etwas länger, bis ich mich auf das Nötigste beschränken kann: Jogginghose, lange Stoffhose, kurze Hose, fünf T-Shirts, Longsleeve, drei Langarm-Funktionsshirts (eines extra warm), vier Paar Socken (ich trage auch beim Fahren nur Merinowollsocken), fünf Unterhosen, Schal/Tuch, Reisehandtuch, Adiletten, Bikini, Schlafanzug, Beanie, Cap, Daunenjacke und eine Softshelljacke, die ich beide sowohl beim Fahren als auch in der Freizeit tragen kann. Ich kann es ja nicht so recht glauben, dass es wirklich gegen 0° haben kann in Mexiko. Aber das behauptet Hernan. Außerdem habe ich natürlich noch ein bisschen Kamera-Equipment dabei, mein Waschzeug, eine Reiseapotheke sowie Energieriegel und Isostar-Pulver. Jetzt ist die Tasche wirklich voll. Jeans, Hoodie, Sneaker und Lederjacke ziehe ich zum Fliegen an.
Am 8.12. geht’s los. Unser Hinflug wird von Eurowings Discover durchgeführt. Komfort, Service, Essen alles top in der Economy. Zum Filmangebot kann ich nichts sagen, da ich nur schlafe und lediglich zum Essen aufwache. Leider fliegen wir über eine Stunde verspätet ab und stehen dann wegen einer defekten KLM Maschine, die unseren Parkplatz blockiert, über eine Stunde auf dem Rollfeld in Cancun. Nachdem wir dann ebenfalls eine Stunde auf unser Gepäck warten müssen, verpassen wir unseren Anschlussflug nach Veracruz. Es war der letzte an diesem Tag. Und wir dachten, 3,5 Stunden Stop-over reichen aus. Wir buchen uns leicht genervt für 79 € ein Zimmer im LOL-HA Hotel in Airportnähe. Das Taxi dorthin kostet nach Verhandlung 40 €, was immer noch zu teuer ist, wie wir am nächsten Tag bei der Fahrt zum Flughafen feststellen. Im Hotel angekommen buchen wir den einzigen noch verfügbaren Flug am nächsten Abend für 200 € und schlafen relativ schnell ein.
Den nächsten Tag verbringen wir erzwungenermaßen am Pool und Kate isst mittags ihren ersten echten mexikanischen Burrito, ich wähle Salat. Erst als ich fast fertig bin, fällt mir ein, dass Salat genau das ist, was man hier nicht essen sollte. Ungekochtes Gemüse, das mit Leitungswasser in Kontakt gekommen ist. Jetzt ist es zu spät und ich schicke ein Stoßgebet Richtung Himmel, dass ich von Magen-Darm-Verstimmungen verschont bleiben möge.
Das Taxi, das Kate und mich um 16 Uhr zum Flughafen bringt, kostet 20 €, also halb so viel wie gestern. Dafür bittet uns Viva Aerobus für unsere Klim Reisetaschen zur Kasse, da sie das Gesamtmaß überschreiten. Der Mann am Check-in misst zweimal nach, da ich versuche zu verhandeln. Leider ohne Erfolg, pro Tasche müssen wir 30 € Aufpreis bezahlen.
Nach 1,5 Stunden Flug landen wir in Veracruz. Unser Gepäck kommt zum Glück schnell, wir nehmen ein Taxi zum Hotel, dem AC Hotel im Süden von Veracruz, checken ein und sitzen wenige Zeit später mit zwei anderen Teilnehmern bei einem Corona-Bier an der Hotelbar. Beide kennen wir von der Dinaric Rally. Cees aus Holland und Mike aus Montana. Die Wiedersehensfreude ist groß. Kurz darauf treffen die beiden Schweizer Maurice und Adrian ein und Hernan beginnt mit dem Briefing für die Tour und Vorstellung seines Teams. Hernan wird die Tour anführen, Marco ist als „Tail Rider“ und Mechaniker mit an Bord. Pachi wird den Service-Truck mit unserem Gepäck fahren. Morgen werden uns außerdem noch zwei Bekannte von Hernan begleiten, die ein paar Foto- und Filmaufnahmen machen möchten, denn wir fahren an Tag 1 direkt am Strand und in die Dünen. Sand. Yeah!