Der Rotwein hat seine Wirkung nicht verfehlt – ich wache auf und fühle mich matschig. Das Wetter fühlt mit mir, es ist kalt, grau und regnerisch. Ich ziehe alles an, was unter die Jacke passt, Merinoshirt, Ortema Weste, Fleecejacke und Windbreaker. Anita und Sergio haben ganz spezielle Regenklamotte in blau und pink. Sie ist aus recycletem Plastik hergestellt und sieht auf jeden Fall schön bunt aus. Glücklicherweise ist die Fahrt bergab total easy, obwohl der Track nass und rutschig ist. Ich erinner mich immer wieder selbst daran, nicht zu verkrampfen und den Lenker locker zu lassen – dann läuft es quasi wie von selbst. Nach einer guten Stunde erreichen wir eine Hauptstraße. Hier verlässt uns Hernan, da er auf direktem Weg nach La Union, unser nächstes Ziel, fahren möchte. Er hat genug vom Offroad fahren mit der 700 GS. Nur noch, zu viert gehts für uns weiter, zuerst eine wunderschöne und leichte offroad Bergstrecke mit vielen Kurven. Eine Stunde später erreichen wir wieder Asphalt und halten an einem Lokal zum Essen. Anita bestellt sich tatsächlich Kuh-Zunge. Sie meint sie liebt Zunge, aber nur wenn sie weich und saftig ist. Für einen kurzen Moment vergeht mir der Appetit, dann bestelle ich doch Spaghetti Napoli. Um mal was anderes zu essen. War natürlich ein Fehler, auf den Spaghetti liegen Putenstreifen, die Nudeln selbst sind weichgekocht und in der Soße ist nicht ein einziges My Tomate. Trotzdem werde ich satt.
Anita hatte uns morgens eigentlich über 30°C versprochen, davon ist aber noch nichts zu spüren. Es hat keine 20°C und regnet immer wieder. Das sei total untypisch für die Gegend meint sie. Kurz vor La Union halten wir nochmal an einem Getränkestand an. In diesem Gebiet hier werden vor allem Trauben angebaut und zu Saft, Wein, Essig, Likör verarbeitet. Wir trinken ein Glas frischen Traubensaft und wollen weiterfahren, als Sergio ein Fleck untef meiner Kathl auffällt. Kühlflüssigkeit tropft durch den Kühler. Oh oh. Die Motortemperatur ist ok und der Fleck ist auch nicht groß. Trotzdem möchte er sich das später im Hotel ansehen. Mittlerweile scheint endlich wie versprochen die Sonne und es ist angenehm warm. 20 Minuten später erreichen wir unser Hotel Villa Juliana. Es ist eine Ferienanlage mit Bungalows und Pool und kostet genauso viel wie das Hostal in den Bergen gestern Nacht, nämlich 45.000 Pesos also 12€/Person. Nachdem wir eingecheckt haben, sieht sich Sergio die Kathl an und meint, dass wir besser zum Händler nach Cali fahren. Er hat einen Termin für Montag 8 Uhr ausgemacht. Hernan und Erhan gehen nach dem Abendessen noch in die Stadt, ich bleibe im Zimmer und schreibe, während über den Fernseher alte MTV Chart Hit Videos im Wechsel mit spanischer Musik laufen.