Persisch lernen leicht gemacht.

Es dauert keine Stunde, bis wir die Zahlen 0 bis 9 lesen können: Dank der Verkehrsschilder und Auto-Kennzeichen, die nicht nur auf Persisch sondern auch Arabisch dargestellt sind.

Sightseeing in Van

Wir treffen uns um 7:30 Uhr mit Harun in der Lobby und er fährt uns in ein Frühstücks-Restaurant in der Innenstadt. Es ist bereits jetzt gut besucht und Harun meint, dass man in einer Stunde keinen Platz mehr bekommt. Van ist im ganzen Land berühmt für sein Frühstück und wir sitzen keine fünf Minuten, da wird aufgetischt: Spiegeleier mit Fleischstreifen, Pommes, Oliven, verschiedene Sorten Käse, unsere Lieblingspampe aus Tomate, Ei, und Pepperoni, frische Tomaten und Gurken, Aufstriche aus Getreide, Ei und Honig, Marmelade die aus eingelegten, unreifen Walnüssen hergestellt wird, Milchrahm mit Honig, Cay und natürlich ganz, ganz, ganz viel Weißbrot.

Blöderweise wird Harun sofort wieder zum Auto gerufen. Da für heute eine große Demonstration der Kurden geplant ist, darf kein Auto in der Innenstadt parken. Er geht zurück zum Auto und Roland und ich essen weiter. Da wir nicht alles schaffen, packe ich den restlichen Käse und Oliven ein.

Wir wollen heute zur Insel Akdamar fahren, dort schwimmen und uns die Kirche aus dem 9. Jahrhundert ansehen. Als wir kurz beim Autohändler anhalten – Harun muss irgendwas organisieren – meint Roland zu mir, dass er lieber alleine und mit den Motorrädern fahren will. Ich war eigentlich froh, nach 10 Fahrtagen endlich mal Pause zu haben, und mich chauffieren zu lassen, aber Roland hat recht. Wenn wir den ganzen Tag mit Harun unterwegs sind, zahlen wir ihn und das Auto, obwohl wir selber mobil sind. Wir besprechen es mit Harun, er versteht das und fährt uns zurück ins Hotel.

Es sind ca. 50km bis zum Boot und wir erwischen die erste Fähreauf die Insel. Mit uns sind nur 10 weitere Menschen an Bord und entsprechend wenig los ist auf der Insel. Wir haben 1,5 Stunden Zeit bis zur Rückfahrt und so sehen wir uns zuerst die Kirche an. Es ist eine kleine, armenische Kirche mit wundervollen Fresken auf der Außenseite, die Szenen aus der Bibel darstellen. Lukas, David und Goliath, Maria mit dem Jesuskind und weitere.

Wir laufen über die Insel, bis wir einen schönen, fast nicht einsehbaren Badeplatz gefunden haben. Hier am See habe ich Frauen immer nur komplett angezogen im Wasser gesehen und deswegen möchte ich mich nicht zu prominent im Bikini in die Wellen stürzen. Das Wasser ist klar, hat eine angenehme Temperatur und ist nur leicht salzig. Nach einer knappen halben Stunde Baden und Sonnen gehen wir wieder zurück zum Boot und fahren aufs Festland.

Auf dem Rückweg kaufen wir noch EFES Bier im Migros für das Deutschlandspiel heute Abend. Vorher putzen wir unsere Bikes blitzeblank, ich schmiere wieder meine Kette und Roland überprüft die Steckverbindung zum Cockpit. Seit ein paar Tagen fällt bei meiner Zicki immer wieder der Tacho aus. Steckverbindung sieht gut aus, also bleibt uns nichts anderes übrig, als weiter zu beobachten. Und wenn ich ehrlich bin: Ich bin der Türkei braucht man sowieso keinen Tacho. Hier hält sich niemand an die Geschwindigkeitsbegrenzung.

Das Deutschlandspiel sehen wir uns auf dem Zimmer an, so kann ich nebenbei noch ein bisschen unsere Einreise in den Iran vorbereiten und den Blog schreiben. 95 Minuten lang liegt ein besorgter Roland neben mir im Bett, bevor Kroos in der 95. Minuten das 2:1 macht. Jetzt können wir auch im Iran nach Hotels mit Fußball-Übertragung suchen…

Hasankeyf – 12.000 Jahre Geschichte sind bald Geschichte.

An der Tankstelle neben dem Hotel prüfen wir Reifendruck, ich schmiere meine Kette und wir spritzen zumindest Licht und Blinker sauber, für eine komplette Wäsche bleibt keine Zeit. Dann geht’s los Richtung Batman. Allerdings müssen wir 5 Minuten später wieder anhalten für ein Foto, da wir die 4.000 km erreicht haben. Wir haben beschlossen, alle 1.000 km ein Foto zu machen und zwar exakt an der Stelle, wenn der km-Zähler von Rolands nineT umspringt. Egal, was sonst noch auf dem Bild zu sehen ist.

Wir nehmen die gut ausgebaute Schnellstraße nach Batman, da wir heute ausnahmsweise bereits am Nachmittag im Hotel ankommen, unser Gepäck abladen und dann weiter nach Hasankeyf fahren wollen. Wir überqueren den größten Stausee der Türkei, den Atatürk-Stausee, über die Nissibi Brücke und abgesehen von der schönen Landschaft war die Brücke das Highlight der heutigen Etappe bis Batman.

Nachdem wir eingecheckt haben, fahren wir Richtung Hasankeyf am Tigris entlang. Die Landschaft ist vor allem eines: Gelb. Die Berge haben einen sandig-gelben Farbton und die Felder auch, da die Gegend vor allem vom Getreideanbau lebt.

Hasankeyf ist ca. 30 Minuten entfernt und wir sind sehr froh, dass wir uns diesen 12.000 Jahre alten Ort überhaupt noch ansehen können. Bereits vor ein paar Jahren hatte die Süddeutsche Zeitung geschrieben, dass der Ort bald in einem Stausee untergehen wird und seitdem gab es immer wieder Berichte dazu in deutschen Medien.

Die türkische Regierung hat in den letzten Jahren 15 Staudämme entlang des Euphrat und Tigris bauen lassen, bei Hasankeyf entsteht seit 2006 Staudamm Nr. 16 und weitere 8 sind geplant. Ich kenne mich nicht im Detail mit Staudämmen aus, aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass es nicht gut sein kann, so stark in die Natur einzugreifen.

Vor allem wenn dafür eine so bedeutende, historische Stätte einfach im Wasser versinken soll. Die alten Höhlensysteme wurden bereits mit Sand zugeschüttet, antike Bauten, wie Brückenpfeiler, Moscheen usw. werden Stück für Stück abgebaut und 75 km entfernt wieder aufgebaut. Menschen werden in Neubausiedlungen mit Blick auf den Stausee (welche Ironie) umgesiedelt, für die sie auch noch bezahlen müssen.

Wir sitzen am Tigris und unterhalten uns mit dem Restaurant-Chef und anderen Einheimischen über diese Situation. Sie meinen, es hängt von den Wahlen am Sonntag ab, ob der Bau und damit die Zerstörung ihrer Heimat gestoppt werden kann. Wir beten, dass das noch gelingt.