Auch wenn wir am liebsten noch länger in Passanauri bleiben möchten, die Uhr tickt und wir haben nur noch gute drei Wochen, bis wir wieder daheim sein müssen. Außerdem warten weitere tolle Orte in Georgien auf uns, Shatili, Omalo, Tbilisi, Ushguli und Batumi wollen wir anfahren.
Für das Frühstück fehlt nur noch Milch, die es aber leider nicht im kleinen Laden direkt ums Eck gibt. Daher gehe ich nun mit Lika und ihren Kids sowie ihrer Freundin Mary von Haus zu Haus, um nach frischer Milch zu fragen. Quasi jeder hier in der Straße hat eine oder mehrere Kühe, allerdings hat niemand Milch. Ist schon zu Käse verarbeitet worden, übersetzt Lika. Sie hat noch einen Liter Milch daheim und möchte mir unbedingt etwas abfüllen. Ein Nein akzeptiert sie nicht.
Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen und gerade als die Bikes fertig beladen sind, beginnt es zu regnen. Also ziehen wir unsere Regenkleidung an und wollen gerade los, als Lika meint, wir müssen noch zu ihr nach Hause kommen. Ihre Mama kocht gerade für uns. Wir sind immer noch satt vom Frühstück aber wen wundert’s, ein Nein akzeptiert sie nicht.
Abschied von Lika und Mary
Ihre Mama bereitet Kartopiliani gvezeli zu, so was wie Chatchapuli, also Pizza nur nicht mit Käse gefüllt sondern Kartoffelbrei. Also Kohlehydrate in Kohlehydrate gepackt. Ich esse für mein Leben gern, und es schmeckt lecker aber mehr als zwei Stück schaffe ich einfach nicht. Ich bin voll bis obenhin. Lika schenkt uns einen kleinen Chacha ein und meint, gleich geht’s wieder besser. Wir trinken, und sie hat recht, aber was sage ich, wenn mich die Polizei anhält? Sorry, Ranzen hat gespannt, musste Chacha trinken?
Lika füllt uns noch 1L des selbst gebrannten Chacha in eine Plastikflasche ab und einen halben Liter Tkemali, das ist eine sauer-scharfe Sauce aus Kirschpflaumen, ebenfalls selbst gemacht. Mit Müh und Not schaffe ich es, einen weiteren halben Liter Sauce, Äpfel, Nüsse und die Reste von der Kartoffelpizza abzulehnen. Dafür schenkt mir ihre Mama einen handgestrickten Umgang und erst nach mehrmaligem Danke und „Wir müssen jetzt wirklich los“ dürfen wir gehen.
Bei der Einreise vor zwei Tagen hatten wir einen Flyer bekommen, dass man in Georgien seit März 2018 eine Versicherung für das eigene Fahrzeug abschließen muss. Kostet 20 Lari. Das Büro war am Kazbegi, aber angeblich kann man auch an den Paybox Automaten bezahlen. Diese Automaten stehen an jeder Ecke und viele Georgier bezahlen hier ihre Rechnungen. Handy, Versicherung, Strom, Strafzettel bis hin zu Grabgebühren. Kein Witz. Leider finde ich die Versicherung nicht und so beschließen wir, auf Risiko zu gehen und ohne zu fahren.
Es geht zuerst südlich, ab dem Zhinvali Stausee fahren wir wieder in den Norden, in die Berge und nach ein paar Kilometern wird die Asphaltstraße zu einer schönen Schotterstrecke, die sich in wunderbaren Kurven bis auf über 2.600 m windet. Danach geht’s bergab, weiter in die endlosen Berge hinein. Die Straße wird immer anspruchsvoller, die Landschaft immer spektakulärer.
Grün, grün, grün ist alles was ich liebe
Wer sein Bike liebt, der schiebt
Mittlerweile sind wir seit vier Stunden unterwegs, es ist Spätnachmittag und es sind noch ein paar Kilometer nach Shatili. Roland duldet nur noch kurze Fotostopps unter einer Minute, er möchte die Strecke heute wieder zurück fahren. Ich schwinge mich wieder in den Sattel, drücke den Startknopf und – nichts passiert. Ich drücke nochmal, aber es macht nur klackklackklack. Das Cockpit leuchtet kurz auf, dann ist alles dunkel. Nein, ich flippe aus. Mein erster Gedanke: die Batterie. Jedes Jahr das gleiche. Das darf doch nicht wahr sein. Zum Glück geht es bergab und ich kann Zicki losrollen und dann anmachen. In Shatili angekommen, springt Zicki trotzdem nicht an, obwohl die Fahrt die Batterie hätte laden müssen. Wir nehmen uns in einem der Gasthäuser ein Zimmer, denn es dämmert bereits und ich hab keine Lust, in diesem Zustand den Pass wieder hochzufahren. Lieber möchte ich morgen in Ruhe auf Fehlersuche gehen. Im Guesthouse ist außer uns eine Familie aus Berlin, mit denen wir uns kurz unterhalten. Sie empfehlen uns, die Nekropolis ein paar Kilometer nach Shatili anzusehen. Zuerst muss aber Zicki wieder laufen.