Seit einer guten Woche bin ich nun wieder in München. Aber immer noch nicht so richtig angekommen. In meiner Wohnung herrscht Kisten-Chaos und die Jobsuche verläuft schleppend. Da hilft nur eines: sich ablenken und flüchten. So weit weg wie möglich. In diesem Fall ist das L.A. zur Moto Beach Classic Ende Oktober. Read more
Usbekistan
Usbekistan – das Land der Chevrolets, Melonen und bunt gekleideten Frauen. Ich habe mich ein bisschen in dieses unscheinbare Land verliebt, durch das jeder Motorradreisende so schnell wie möglich durchrauscht, weil es vom Straßenprofil her wenig interessantes bietet, unglaublich heiß ist im Sommer und es nicht an jeder Ecke Benzin gibt.
Die lustigsten und fröhlichsten Menschen habe ich in Usbekistan getroffen. Aus jedem Auto, das an uns vorbei fuhr, winkten die Menschen zu, die Fahrer hupten, die Frauen warfen Handküsse und lachten dabei herzlich. Selbst mit den Grenzbeamten haben wir – vor allem Roland – viel gescherzt.
Kulturell gesehen, ist das Land sicher das Highlight der Reise gewesen. Die Moscheen und Sehenswürdigkeiten sind noch größer, bunter und beeindruckender als im Iran. Zumindest was wir uns in beiden Ländern angesehen hatten. Auf den großen Basaren findet man wundervolle Teppiche und antike Stoffe – aber leider auch viel Plastikplunder. Wir haben uns hier mit dem besten Obst und Gemüse eingedeckt, und Nüsse und getrocknete Fürchte tütenweise in unseren Tankrucksäcken verstaut.
Reisezeitraum
16. bis 23. Juli sowie 18. bis 20. August 2018
Zurückgelegte Strecke
ca. 1.700 km
Visum
Das Visum für Usbekistan hatte eine Gültigkeit von 90 Tagen, da wir 2x einreisen wollten und die zweite Einreise mehr als 30 Tage nach der ersten Einreise lag. Die Konsulargebühren lagen 2018 bei 70€/Pass, dazu kamen die Gebühren der Visa-Agentur.
Grenzübergang
Ich hatte von allen Dokumenten Farbkopien dabei und tatsächlich haben wir bei der letzten Ausreise aus Usbekistan Kopien von unseren Reisepässen und Fahrzeugscheinen gebraucht. Ich vermute, dass der Computer nicht funktioniert hat, denn sie haben unsere Papiere zusammen geheftet und auf einen Stapel gelegt. Und nachdem ein Grenzbeamte unsere Daten in das obligatorische Buch eingetragen hatte, durften wir 5 Minuten später ausreisen. Die Kontrolle unseres Gepäcks fiel oberflächlich aus, vor allem weil ich in einer Seitentasche mein Bikini oben auf liegen hatte. Das hatte die Beamten verschreckt.
Straßen
Die Straße vom Grenzübergang Konya-Urgench in Turkmenistan und über Nukus weiter nach Xiva ist eine Frechheit. Übersäht von unzähligen und tiefen Schlaglöchern, immer wieder hört der Asphalt abrupt auf und man fährt auf grobem Schotter. Die Fahrt bis Xiva macht echt keinen Spaß. Die Straße ab Xiva bis Buchara ist eine Autobahn, vom Belag her super, 1A Asphalt, dafür gibt es nur wenige Möglichkeiten sich mit Essen und Trinken zu versorgen, da man mitten durch die Wüste fährt. Eine Tankstelle gab es nach Nukus auch nicht. Die Strecke von Buchara nach Samarkand ist unspektakulär, dafür fährt man von Samarkand Richtung Tadschikistan bereits auf usbekischer Seite durch die ersten Berge. Von Kirgisistan aus haben wir den Grenzübergang bei Osh genommen. Die Strecke Richtung Tashkent verläuft über einen Pass, der aber total unspektakulär ist. Zudem herrscht auf dieser Route durch das Fergana-Tal unglaublich viel Verkehr – wir schoben uns stundenlang an einer langen Kolonne Autos und Lastwagen vorbei.
Benzin-Tankstellen
Wir hatten zu keiner Zeit Probleme, Benzin mit 91 Oktan zu bekommen. Natürlich gibt es das nicht an jeder Ecke, da in Usbekistan fast ausschließlich mit Gas gefahren wird – selbst alte russische Trucks wurden umgerüstet. Wir haben einfach in den großen Hotels oder bei Gas-Tankstellen nachgefragt, oder von anderen Reisenden GPS-Koordinaten erhalten. Und natürlich waren unsere Ersatzkanister immer voll – zusammen mit meinem Tank hatte ich also max. 21l und ich bin gut damit zurecht gekommen. Man bekommt also Benzin, man muss sich nur intensiver darum kümmern als z. B. im Iran und vorausschauend reisen. Der Benzinpreis (91 Oktan) lag im Sommer 2018 bei 4.100 Som/1l, das waren damals knapp 0,50€.
Übernachtungsmöglichkeiten
Auf Booking findet man fast 200 Unterkünfte in Tashkent, 130 sind es aktuell in Buchara. Usbekistan ist mit Sicherheit das für den Tourismus am besten erschlossene Stan-Land. In Xiva haben wir zuerst im Malika Xiva am Westtor der Altstadt übernachtet. Wir kamen erst spät Nachts an und hatten keine Lust, weiterzusuchen. Direkt daneben ist das wesentlich günstigere Alibek Hostel, in dem viele Backpacker und Motorradreisende absteigen. In Buchara waren wir zwei Tage im Rumi Hostel, das fußläufig zur Altstadt liegt. Unsere Bikes konnten wir im Innenhof parken, außerdem unsere Wäsche waschen und das Tadschikistan-Visum beantragen – die Internetverbindung war relativ gut. Vom Minora-Guesthouse in Samarkand waren wir nicht begeistert, es war verhältnismäßig teuer, das WLAN hat nicht funktioniert und unser Tadschikistan-Visum konnten wir auch nicht ausdrucken, weil der Drucker kaputt war. Überhaupt war das Personal wenig hilfsbereit. Dafür konnten wir unsere Bikes im Innenhof parken und zu Fuß zum Registan laufen.
Geld
Am besten kann man Dollar tauschen, aber auch Euro werden vereinzelt angenommen. Die großen Hotels haben oft Wechselstuben, so haben wir z. B. im „Hotel Asia“ in Buchara einen besseren Kurs bekommen, als bei der Bank auf dem Labi Chaus Platz. Man sollte nur darauf achten, dass die Dollar-Scheine tadellos sind, also keine Knicke oder Risse haben, da sie sonst nicht angenommen werden.
Internet/SIM Karte
Ich wage zu behaupten, dass mittlerweile so gut wie alle Hotels und Hostels mit Internet ausgestattet sind. Außerdem bekommt man in den Hotels SIM Karten und für ein paar Euro 5GB Datenvolumen.
Fortbewegung ohne eigenes Zweirad
Tashkent hat ein sehr gut ausgebautes Metro-Netz, das erste Zentralasiens. Seit Sommer diesen Jahres ist es sogar erlaubt, dort Fotos zu machen. Da die Haltestellen ähnlich wie in Moskau prunkvoll mit Stuck und Marmor verziert sind, lohnt sich eine Fahrt und vor allem ein paar Fotos.
Eine weitere sehr günstige Fortbewegungsmöglichkeit: Einfach den die Hand an der Straße heben und warten, bis ein Auto anhält. Der Fahrer nennt einen Preis, dann kann man nach Lust und Laune verhandeln und mitfahren oder auch nicht. Das sind keine offiziellen Taxis oder Uber sondern Privatleute, die einen für ein bisschen Geld mitnehmen, wenn sie in die gleiche Richtung fahren. Taxis sind in Usbekistan extrem teuer, wenn man unbedingt „offiziell“ unterwegs sein möchte, dann mit dem Bus oder Sammeltaxis, sogenannten „Marschrutkas“.
Wetter
Es war heiß. Sehr heiß. Keinen Tag unter 40°C. Das einzige was hilft sind viele Pausen im Schatten und ein großer Wasservorrat – besonders auf dem Weg von Xiva nach Buchara, da es hier nur 1-2 Einkaufsmöglichkeiten gab.